Der Hype um Superfoods
Der Begriff „Superfood“ ist in den letzten Jahren immer populärer geworden – sowohl in der menschlichen Ernährung als auch im Hundefutter. Gemeint sind damit Lebensmittel, die besonders reich an Nährstoffen sind und positive Effekte auf die Gesundheit haben können. Doch oft werden diesen Superfoods fast schon wundersame Eigenschaften zugeschrieben, ohne dass die wissenschaftliche Basis dafür klar ist. Auch die richtige Menge, Zubereitung und Kombination mit anderen Nahrungsmitteln spielen eine wichtige Rolle, um mögliche Vorteile zu nutzen.
In diesem Artikel stellen wir dir zehn natürliche Energiebooster vor, die sich sinnvoll in den Speiseplan deines Hundes integrieren lassen und seine Gesundheit auf natürliche Weise unterstützen können. Hast du Fragen zur richtigen Menge oder möglichen Risiken? Dann solltest du dich am besten an einen Ernährungsberater oder fachkundigen Tierarzt wenden.
Worauf ist beim Kauf zu achten?
In der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie wird mit cleveren Marketingstrategien um Marktanteile gekämpft. Dabei werden bestimmte Inhaltsstoffe hervorgehoben und ihre Wirkung auf die Gesundheit arzneimittelähnlich dargestellt. Gleichzeitig verlieren jedoch viele Lebensmittel an Nährwert.
Der Einsatz von Pestiziden und künstlichen Zusatzstoffen sorgt für perfektes Aussehen, während Form- und Größennormen dazu führen, dass große Teile der Ernte gar nicht erst verwertet werden. Auch unreifes Ernten und intensive Düngung beeinträchtigen die Bildung wertvoller sekundärer Pflanzenstoffe. So entsteht eine Kluft zwischen der tatsächlichen Qualität der Lebensmittel und den Versprechen der Industrie.
Es gibt nicht ein "Wundermittel"
Durch reißerische Berichte in den Medien werden manche Lebensmittel als wahre Wundermittel dargestellt, die Krankheiten verhindern oder gar heilen können. Dabei sollte man Superfoods nicht als Ersatz für eine ausgewogene und artgerechte Ernährung sehen, sondern als wertvolle Ergänzung. Entscheidend ist, dass sie in der richtigen Dosierung gegeben werden, denn auch gesunde Lebensmittel können in zu großen Mengen negative Effekte haben.
Ganzheitliche Gesundheit lässt sich nicht durch eine einzige Pflanze, ein Pulver oder eine Pille erreichen, sondern erfordert eine bewusste Auswahl, Kombination und Zubereitung der richtigen Nahrungsmittel.
Chiasamen

Chiasamen stammen von der mittelamerikanischen Salbeiart Salvia hispanica und wurden bereits vor 5000 Jahren als natürliche Ernährung genutzt. Die Spanier brachten sie im 15. Jahrhundert nach Europa, wo sie jedoch in Vergessenheit gerieten. Erst seit kurzem rückten sie wieder in den Fokus und werden heute als Superfood beworben.
Tatsächlich enthalten Chiasamen wertvolle Mineralien wie Eisen, Kalzium, Magnesium, Phosphor und Zink, ebenso wie hochwertige Proteine, Ballaststoffe und entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren. Allerdings wurden viele der angepriesenen gesundheitlichen Vorteile bisher nur an Labortieren getestet und konnten nicht eindeutig bestätigt werden.
In ihrer Zusammensetzung ähneln Chiasamen stark dem heimischen Leinsamen. Wichtig ist daher, dass Hunde beim Verzehr ausreichend Wasser aufnehmen – empfohlen wird ein Verhältnis von mindestens 10 Teilen Wasser auf 1 Teil Chiasamen. Zu große Mengen können zu Blähungen führen.
Lachsöl

Lachsöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Es unterstützt die Herzgesundheit, stärkt das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend. Besonders Hunde mit Gelenkproblemen wie Arthritis oder Arthrose profitieren, da es die Beweglichkeit verbessert und Schmerzen lindern kann. Auch für eine gesunde Haut und glänzendes Fell ist Lachsöl ideal, vor allem während des Fellwechsels oder bei Hautproblemen wie Juckreiz, Schuppen und Ekzemen.
Zusätzlich fördern Omega-3-Fettsäuren die geistige Leistungsfähigkeit und unterstützen bei Welpen die Gehirnentwicklung, während sie älteren Hunden helfen, das Erinnerungsvermögen zu bewahren. Beim Barfen dient Lachsöl als wertvolle EPA- und DHA-Quelle.
Lachsöl eignet sich für Hunde jeden Alters, ist aber besonders für Welpen und Senioren empfehlenswert. Zudem kann es appetitanregend wirken. Allerdings sollten Hunde mit Fischallergien oder Blutgerinnungsstörungen kein Lachsöl erhalten.
Die richtige Dosierung ist entscheidend: 1–2 Teelöffel pro 10 kg Körpergewicht täglich. Eine langsame Gewöhnung hilft, die Verträglichkeit zu testen.
Beim Kauf sollte auf naturbelassenes, kaltgepresstes Öl geachtet werden, idealerweise aus Wildlachs, da dieser weniger mit Schadstoffen belastet ist. Nach dem Öffnen ist Lachsöl etwa drei Wochen haltbar, wenn es kühl und dunkel gelagert wird. Lachsölkapseln sind eine Alternative mit längerer Haltbarkeit, jedoch schwieriger zu dosieren.
Rote Beete

Rote Bete ist ein wertvolles Gemüse, das reich an Vitaminen (A, C, E, K und B-Komplex), Mineralstoffen (Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Selen, Zink) sowie Aminosäuren und Kohlenhydraten ist. Auch ihre Blätter enthalten viele Nährstoffe, insbesondere Eisen und Kalzium, und sind dabei kalorienärmer als die Knolle selbst. Durch ihren Nitratgehalt kann Rote Bete blutdrucksenkend wirken, indem sie die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) fördert, das die Blutgefäße erweitert. Zudem unterstützt sie das Immunsystem und dient als Radikalfänger.
Eine besondere Eigenschaft der Roten Bete sind außerdem die Betalaine, natürliche Pflanzenfarbstoffe, die für ihre intensive rotviolette Farbe sorgen. Sie sind nicht nur für die Lebensmittelindustrie interessant, sondern auch als funktionelle Lebensmittelzutat: Betalaine sind für ihre antioxidativen sowie entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind – sie können das Immunsystem stärken und zur Zellgesundheit beitragen.
Hanf

Die Hanfpflanze kann bei Hunden sowohl toxisch wirken als auch gesundheitliche Vorteile bieten, abhängig von den enthaltenen Wirkstoffen (und deren Dosierung): So ist der darin natürliche Bestandteil THC für Hunde giftig und kann bereits in geringen Mengen Apathie, Erbrechen und Koordinationsstörungen verursachen, während Hanföl aus Cannabis sativa kein THC enthält, aber reich an Fettsäuren und Vitaminen ist und Haut, Fell sowie das Immunsystem unterstützen kann.
Das aus Hanfsamen gewonnene Hanföl hat sich besonders bei atopischer Dermatitis und anderen entzündlichen Prozessen bei Hunden bewährt. Es enthält wertvolle Fettsäuren wie Linol-, α-Linolensäure, γ-Linolensäure und Ölsäure, die entzündungshemmend wirken und die Hautgesundheit unterstützen. Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass fettreiche Samen oder daraus hergestellte Produkte oft eine nur moderate Verdaulichkeit auszeichnet und die Akzeptanz beim Hund in der Regel nicht besonders hoch ist.
Kokospalme

Die Kokospalme wächst in tropischen Regionen, und ihre Früchte, die Kokosnüsse, enthalten reichlich Fett im Fruchtfleisch (Kopra). Kokosfett besteht hauptsächlich aus mittelkettigen Fettsäuren, besonders Laurinsäure. Viele Hundebesitzer berichten auch, dass das Fehl ihres Hundes dadurch weicher ist und mehr glänzt. Aber vorsicht: Kokosöl kann in kleinen Mengen gesund sein, aber aufgrund seines hohen Fettgehalts bei empfindlichen Hunden, insbesondere mit Pankreatitis oder Übergewicht, Verdauungsprobleme verursachen – daher sollte es nur sparsam dosiert und bei gesundheitlichen Bedenken mit dem Tierarzt abgesprochen werden.
Kürbis

Die Kürbispflanzen stammen ursprünglich aus Mittelamerika und werden heute weltweit angebaut. Besonders bekannt ist das dunkelgrüne Kürbiskernöl aus der Steiermark und Ungarn, das durch seinen hohen Chlorophyllgehalt die charakteristische Farbe erhält.
Kaltgepresstes Kürbiskernöl ist reich an γ-Tocopherol und Phytosterolen, sollte jedoch nicht erhitzt werden, um die wertvollen Inhaltsstoffe zu bewahren. Da der Geschmack für Hunde ungewohnt sein kann, empfiehlt es sich, mit wenigen Tropfen im Futter zu beginnen.
Himbeere

Der Himbeerstrauch gehört zu den Rosengewächsen und wächst in Europa, Asien und Nordamerika. Blätter und Früchte werden traditionell genutzt, da sie Fruchtsäuren, Flavonoide, Schleimstoffe und Vitamin C enthalten. Die Anthocyane in den Beeren wirken antioxidativ und entzündungshemmend.
Laborstudien mit Schwarzen Himbeeren deuten auf eine mögliche krebshemmende Wirkung hin, doch ob dies auch für Mensch und Tier gilt, ist unklar. Himbeeren sind ohne Zweifel gesund, aber als Wundermittel gegen Krebs sollten sie nicht betrachtet werden. Trotzdem können Himbeeren gerne als gesunder Hundesnack eingesetzt werden!
Hagebutte

Hagebutten sind die Früchte der Heckenrose (Rosa canina, auch "Hundsrose"), die in Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika vorkommt. Sie wurden bereits in der Antike als Heilmittel genutzt und sind bis heute in der Volksheilkunde bekannt. Hagebutten enthalten viel Vitamin C, Carotinoide, Pektine sowie Frucht- und Gerbsäuren. Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend und können leichte rheumatische Beschwerden lindern. Wichtig zu beachten: Der Vitamin-C-Gehalt nimmt bei längerer Lagerung schnell ab.
Ergänzungsfuttermittel mit Hagebutten enthalten oft weitere pflanzliche Wirkstoffe wie Ackerschachtelhalm, Curcuma, Ginkgo, Hanfblätter und Leinöl. Sie werden zur Gelenkgesundheit, Durchblutungsförderung und Stoffwechselanregung eingesetzt.
Sanddorn

Sanddorn gehört zu den Ölweidengewächsen und wächst bevorzugt auf sandigen Böden, insbesondere an der Ostseeküste. Die leuchtend orangen Beeren sind reich an fettem Öl, Vitaminen (B, C, E), Carotinoiden und Gerbstoffen. Sie wirken antioxidativ, fördern den Appetit und stärken die Abwehrkräfte.
Aus den Beeren werden zwei unterschiedliche Öle gewonnen: Sanddornfruchtfleischöl enthält viel Palmitoleinsäure, die für ihre hautpflegenden und zellschützenden Eigenschaften bekannt ist. Sanddornkernöl ist reich an α-Linolensäure, wirkt entzündungshemmend, ist aber weniger haltbar und wird deshalb häufig in Kapseln angeboten.
Karotten

Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, die eine entscheidende Rolle für die Darmgesundheit spielen. Besonders wichtig sind sie für Hunde mit entzündlichen Darmproblemen, Durchfall, Verstopfung, Diabetes oder Übergewicht.
Eine hervorragende Ballaststoffquelle ist zum Beispiel die Karotte, die neben α-, β- und γ-Carotin (Provitamin A) auch Vitamine B1, B2 und C enthält. β-Carotin wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt, das für eine gesunde Haut, Schleimhaut und Darmwand wichtig ist.
Weitere natürliche Ballaststofflieferanten sind Leinsamen, Apfelschalen, Getreidekleie und Topinambur. Während eine angemessene Menge die Verdauung reguliert, kann ein Übermaß an rohem Gemüse oder isolierten Ballaststoffen zu Blähungen und einer Belastung des Darms führen. Eine langsame Gewöhnung ist daher wichtig.
Quellen und relevante Links
Bolbecher G (2020). Ganzheitliche Ernährung für Hund und Katze. Hrsg. 1. Auflage. Thieme.
Brendieck-Worm C, Melzig M (2021). Hrsg. Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Thieme.
Dillitzer N, Rade C (2011). Diätetik bei Hunden und Katzen – individuelle Lösungen mit kommerziellen und selbst zubereiteten Rationen. kleintier konkret. 14(S01): 39 - 43.
Kupper J, Demuth D (2009). Hrsg. Giftige Pflanzen für Klein- und Heimtiere. 1. Auflage. Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG.
Zentek J (2022). Hrsg. Ernährung des Hundes. 9., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme.