Bild von einem reinrassigen belgischen Schäferhund, der mit einem Malinois und einem Rottweiler spielt Hundegesundheit 29.07.2024

Hormonchip: Kastrationschip für Rüden

Hormonchips wie der Suprelorin®-Chip bieten eine nicht-chirurgische, reversible Methode zur Kastration von Hunden.

Was passiert bei einem Kastrationschip?

Normalerweise produziert der Hypothalamus des Rüden Gonadotropin-Releasing-Hormone (GnRH), die die Hirnanhangdrüse zur Ausschüttung von Gonadotropinen anregen, welche wiederum die Hoden zur Produktion von Testosteron stimulieren. Der Wirkstoff im Kastrations-Chip, Deslorelin, ist ein GnRH-Agonist

Zu Beginn der Behandlung führt er zu einer erhöhten Ausschüttung von Gonadotropinen, was vorübergehend das sexuelle Verhalten verstärken kann. Anschließend gibt der Chip kontinuierlich kleine Mengen des GnRH-Agonisten ab, wodurch die entsprechenden Rezeptoren gesättigt und die Hodenaktivität eingestellt wird. Solange der Wirkstoff aktiv ist, bleibt der Rüde unfruchtbar.

Funktion von GnRH

GnRH ist ein wichtiges Hormon bei Hunden und Menschen, das die Fortpflanzung steuert. Es wird im Hypothalamus produziert und abhängig vom Fortpflanzungsstadium in einem pulsatilen Rhythmus freigesetzt, also impulsartig.

GnRH bindet an die Rezeptoren der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und stimuliert die Freisetzung der Sexualhormone LH und FSH. Diese werden ebenfalls im pulsatilen Rhythmus freigesetzt, wobei die Menge an LH/FSH von der Menge des gebundenen GnRH abhängt.

Rolle von LH und FSH

FSH ist bei weiblichen Tieren für die Follikelbildung, -reifung und den Eisprung verantwortlich, bei männlichen Tieren für die Spermienproduktion. LH fördert die Bildung und Freisetzung von Östrogen und Testosteron, welche den Sexualzyklus und die Fortpflanzung regulieren.

Kastrationschip oder chirurgischer Eingriff?

Prinzipiell wirkt der Hormonchip ähnlich wie eine chirurgische Kastration, jedoch gibt es zwei wesentliche Unterschiede:

Temporäre Wirkung des Hormonchips

Der Hormonchip bietet eine nicht permanente Lösung, was bedeutet, dass negative Auswirkungen wie Gewichtszunahme, Inkontinenz oder Angst- und Aggressionsprobleme reversibel sind. Sobald sich der Chip aufgelöst hat, kehren Verhalten und Körper des Tieres in den ursprünglichen Zustand zurück. Eine chirurgische Kastration hingegen ist unwiderruflich und die Effekte bleiben lebenslang bestehen.

Da sich viele Verhaltensweisen durch eine Kastration nicht ändern oder verschlimmern können, bietet der Hormonchip die Möglichkeit, die Auswirkungen vorab zu testen. Ist das Ergebnis zufriedenstellend, kann der Chip erneut eingesetzt oder eine endgültige chirurgische Kastration durchgeführt werden. Entspricht das Ergebnis nicht den Erwartungen, kann man das Ende der Chip-Wirkung abwarten und andere Therapieansätze wie Verhaltenstherapie in Betracht ziehen.

Anfangsphase und "Flare-Up" Effekt

In den ersten zwei Wochen nach dem Einsetzen des Hormonchips kann es zu einer kurzfristigen Verstärkung hormonbedingter Verhaltensweisen, dem sogenannten "flare-up", kommen. Dies geschieht durch den GnRH-Effekt, der einen Anstieg von LH und FSH verursacht, was Schnüffeln, Markieren und Aggression zwischen männlichen Tieren vorübergehend verschlimmern kann. Diese Phase dauert nur, bis sich der Körper an Deslorelin gewöhnt hat.

Bei einer chirurgischen Kastration tritt dieser Effekt nicht auf, da keine Geschlechtsorgane mehr vorhanden sind, die auf den LH- und FSH-Anstieg reagieren könnten.

Bild einer Hundekastration durch einen Tierarzt Depositphotos / ocskaymark

Wirkstoff Deslorelin im Suprelorin®-Chip

Der im Suprelorin®-Chip enthaltene Wirkstoff Deslorelin ähnelt stark dem körpereigenen GnRH und kann daher an die gleichen Rezeptoren binden und ähnliche Reaktionen im Körper auslösen. Deslorelin wird jedoch kontinuierlich in kleinen Mengen aus dem Chip freigesetzt, was eine stärkere und gleichmäßigere Wirkung als das pulsatil freigesetzte GnRH hat. Dies verhindert Hormonschwankungen und ermöglicht die gewünschten Effekte: Unterbrechung des Sexualzyklus, Unterdrückung der Fortpflanzungsfähigkeit und Verhinderung sexualhormonabhängiger Verhaltensweisen.

Anwendungsgebiete laut Packungsbeilage

  • Rüde: Vorübergehende Unfruchtbarkeit bei gesunden, unkastrierten, geschlechtsreifen Rüden.
  • Präpubertäre Hündin: Vorübergehende Unfruchtbarkeit zur Verzögerung des ersten Östrus, Verhinderung von Läufigkeitsanzeichen und Vermeidung einer Trächtigkeit bei jungen, unkastrierten und gesunden, nicht geschlechtsreifen Hündinnen. Das Implantat sollte im Alter zwischen 12 und 16 Wochen eingesetzt werden.
  • Kater: Vorübergehende Unfruchtbarkeit und Unterdrückung von Uringeruch und Sexualverhalten wie Geschlechtstrieb, Lautäußerungen, Urinmarkierung und Aggressivität bei unkastrierten Katern ab einem Alter von 3 Monaten.

Wirkungsdauer des Kastrations-Chips

Nachdem sich der Wirkstoff Deslorelin vollständig gelöst und seine Wirkung entfaltet hat, ist die Wirkung des Chips vorüber. Die Wirkungsdauer variiert je nach Menge des Wirkstoffes: Der 4,7 mg-Chip wirkt mindestens sechs Monate, der 9,4 mg-Chip mindestens zwölf Monate. Die Wirkungsdauer ist individuell unterschiedlich; bei kleineren Hunderassen können bis zu zwei Jahre bekannt sein.

Wie wird der Chip für Hunde eingesetzt?

Bei dieser Methode spritzt der Tierarzt den Kastrations-Chip unter die Haut (subkutan) des Hundes zwischen den Schulterblättern. Es ist wichtig, dass der Chip nicht ins Fettgewebe gelangt, da dies die Wirksamkeit beeinträchtigen kann.

Auflösung und Wirkungseintritt vom Hormonchip für Hunde

Der Chip löst sich nach und nach vollständig auf und muss nicht entfernt werden. Bis der Chip seine volle Wirkung entfaltet, vergehen etwa 4 bis 6 Wochen.

Spritze und Hund Depositphotos / kues

Wann sollte man einen Kastrationschip nicht verwenden?

Der Einsatz des Kastrationschips (Suprelorin) bei Penisblutungen ist nicht ratsam, da er in der Anfangsphase eine verstärkte sexuelle Aktivität auslösen kann, wodurch das Ziel, Erektionen zu vermeiden, nicht erreicht wird.

Einen Kastrationschip sollte man auch dann nicht verwenden, wenn der Hund bestehende Gesundheitsprobleme wie schwere Leber- oder Nierenerkrankungen, oder auch hormonellen Störungen oder Tumoren an Fortpflanzungsorganen. Auch junge Welpen, die noch nicht die Pubertät erreicht haben, sollten keinen Kastrationschip bekommen, da ihr hormonelles Gleichgewicht noch nicht stabil ist. Ebenso ältere Hunde mit schwachem Immunsystem oder anderen Alterskrankheiten könnten Schwierigkeiten haben, auf die hormonellen Veränderungen zu reagieren. 

Trächtige Hündinnen sollten keinen Kastrationschip erhalten, da dies die Entwicklung der Föten negativ beeinflussen könnte. 

Hunde, die auf Deslorelin oder ähnliche Wirkstoffe allergisch reagieren, sind ebenfalls keine geeigneten Kandidaten.

Bist du dir unsicher, ob dein Hund ein passender Kandidat ist, frage am besten einen Tierarzt!

Studien bestätigen die Sicherheit

Viele Hundebesitzer haben Bedenken bezüglich des Hormonchips. Diese Ängste sind in der Regel unbegründet. 

Der Hormonchip ist kein technisches Gerät wie ein Computer-Chip, sondern ein kleines Implantat, das den Wirkstoff langsam freisetzt. Der im Chip enthaltene Wirkstoff entspricht einem körpereigenen Hormon und hat dieselbe Wirkung, ohne schädliche Nebenwirkungen. Der Wirkstoff wird im Körper abgebaut und über den Urin ausgeschieden, sodass keine Langzeitwirkungen oder dauerhaften Rückstände entstehen.

Die Wirkung des Hormonchips ist außerdem zeitlich begrenzt. Langzeitschäden sind daher nicht zu erwarten, was durch verschiedene Studien und praktische Erfahrungen bestätigt wurde.

Auch die Risiken der Injektion sind minimal. Der Chip wird subkutan, also unter die Haut, gesetzt, wodurch keine Muskeln, Knochen oder inneren Organe verletzt werden. Es können lediglich lokale Reizungen, ein kleiner Bluterguss oder Juckreiz an der Injektionsstelle auftreten, die in der Regel schnell verheilen.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Hormonchips bieten eine nicht-chirurgische und reversible Methode zur Kastration von Hunden, indem sie die Fortpflanzungsfähigkeit unterdrücken und hormonabhängiges Verhalten kontrollieren. Sie sind besonders vorteilhaft, da sie weniger invasiv sind als eine chirurgische Kastration. Eine tierärztliche Beratung ist entscheidend, um die bestmögliche Entscheidung für das Wohl des Hundes zu treffen.

Quellen und relevante Links

Berthe M, Haverkamp K, Wefstaedt P et al. (2020). Einfluss der chemischen Kastration auf das Prostata- und Hodenvolumen sowie den Testosteronspiegel beim Rüden. Tierärztliche Praxis Ausgabe K: Kleintiere / Heimtiere.

Strodtbeck S, Gansloßer U. (2010). Die Kastration des Rüden aus verhaltensbiologischer Sicht. Veterinärspiegel 04/2010.

Nadja Sigrist (2017). Notfallmedizin für Hund und Katze. Hrsg. 1. Auflage. Enke Verlag.

Thomas Steidl, Thomas Buyle, Hartwig Bostedt, Axel Wehrend (2020). Rechtssicherheit in der Tierarztpraxis. Hrsg. 1. Auflage. Thieme.

Bannerbild: Depositphotos / cynoclub
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