Was ist die Demenz kurzgefasst?
Demenz bei Hunden ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der die Nervenzellen im Zentralnervensystem nach und nach absterben. Diese Krankheit verschlechtert sich allmählich und geht oft mit Stimmungsstörungen einher.
Weitere Synonyme und Begriffe
Die Demenz (wie man sie gerne umgangssprachlich nennt), beim Hund auch unter dem Namen Involutionsdepression und Konfusionssyndrom von Pageat bekannt, wird in der amerikanischen Literatur als kognitive Dysfunktion bezeichnet. Diese Störung ist nichts anderes als eine senile Demenz im Sinne der Humanpsychiatrie.
Demenz bei Hunden
Eine Demenz ist eine Form der Beeinträchtigung von Lern- und Gedächtnisleistungen, die durch einen fortschreitenden Verlust kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten charakterisiert ist. Das Hauptmerkmal ist die Gedächtnisstörung.
Zu Beginn der Demenz zeigen sich Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und der Merkfähigkeit, gefolgt von einer beeinträchtigten Orientierungsfähigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium können Betroffene immer weniger auf ihr Langzeitgedächtnis zugreifen, was zum Verlust der im Laufe des Lebens erworbenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse führt. Beim Menschen werden zahlreiche Demenzformen unterschieden, wobei die Alzheimer-Demenz mit etwa 60% die häufigste ist. Auch bei älteren Hunden und Katzen sind inzwischen neuropathologische Veränderungen bekannt, die denen der Alzheimer-Erkrankung ähneln. Die Symptome der kognitiven Dysfunktion bei Hunden und Katzen, die mit diesen Veränderungen einhergehen, werden durch das Akronym DISHA beschrieben:
- Desorientierung/Verwirrtheit: Unruhe, Vergesslichkeit, verminderte Lernfähigkeit, gestörte Wahrnehmung, erhöhte Ängstlichkeit
- Interaktion: verändertes Interaktionsverhalten (erhöhtes Interesse oder Desinteresse) des Tieres mit Menschen oder anderen Haustieren
- Schlaf-Wach-Rhythmus: Veränderungen – längere Schlafphasen tagsüber und/oder nächtliche Unruhe
- Hausunsauberkeit: unkontrollierter Harn- und Kotabsatz im Haus, mangelnde Stubenreinheit
- Aktivität: reduzierte oder gesteigerte Aktivität des Tieres
Wie kommt es zur Demenz?
Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz (etwa 70 %) und wird oft durch genetische Faktoren beeinflusst. Ein Fehler in einem Protein namens β-Amyloid-Vorläufer auf Chromosom 21 kann dazu führen, dass sich schädliche Stoffe, sogenannte Amyloidpeptide, im Gehirn ansammeln. Diese Peptide bilden sogenannte Plaques, die Teile von Nervenzellen und veränderte Proteine enthalten. Diese Plaques treten auch bei Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) auf.
Weitere genetische Defekte, wie ApoE und Presenilin 1 und 2, sowie äußere Einflüsse wie Giftstoffe, können ebenfalls zur Bildung dieser schädlichen Amyloidablagerungen führen. Diese Ablagerungen aktivieren bestimmte Rezeptoren (wie RAGE und Scavenger-Rezeptoren), die Sauerstoffradikale erzeugen und die Kalziumkonzentration in Nervenzellen erhöhen, was deren Absterben fördert.
Mikrogliazellen, die für die Immunabwehr im Gehirn zuständig sind, reagieren auf diese Ablagerungen, indem sie Signalstoffe wie NO, Prostaglandine, Zytokine und TNF α freisetzen, was zu Entzündungen und weiteren Schäden im Gehirn führt.
Es gibt viele andere Ursachen für Demenz, darunter:
- Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn führen zu Schäden.
- Morbus Parkinson und Chorea Huntington: Diese neurodegenerativen Erkrankungen können ebenfalls zu Demenz führen.
- Frontotemporale Demenz: Betrifft vor allem die Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns, was zu Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit führt.
- Demenz mit Lewy-Körperchen: Diese Form ist durch abnormale Proteinablagerungen im Gehirn gekennzeichnet.
- CADASIL: Eine erbliche Krankheit, die zu wiederholten Schlaganfällen und schließlich zu Demenz führt.
- Vitamin-B1-Mangel: Ein Mangel an diesem Vitamin kann ebenfalls Demenz verursachen.
- Infektionen: Viren, Bakterien oder Prionen können das Gehirn schädigen und zu Demenz führen.
Was passiert dadurch?
Der Nervenzelluntergang reduziert die Konzentration von wichtigen Neurotransmittern (wie Acetylcholin, Noradrenalin, Serotonin und Somatotropin), was zu einem Verlust der Gehirnfunktionen führt. Die Krankheit beginnt mit Gedächtnisausfällen, Nachlässigkeit bei der Körperhygiene, Verwirrung und Fehlentscheidungen. Im weiteren Verlauf treten eine anterograde Amnesie (eine Gedächtnisstörung, bei der neue Erinnerungen nach dem Beginn der Erkrankung nicht mehr gebildet werden können) und später motorische Ausfälle wie Sprachstörungen, Ataxie und Hyperkinesien auf.
Diagnostische Kriterien
Diese Störung bei Hunden im mittleren und höheren Alter zeigt sich durch fast täglich, seit mindestens einem Monat andauernde Anzeichen einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen mit folgenden Symptomen:
- Räumliche Desorientiertheit: Schwierigkeiten, den richtigen Platz oder Ausgang aus einem Raum oder dem Haus zu finden; an der falschen Seite der Tür stehen; sich verirren und beim Nachbarn vor der Tür stehen; einen zu kleinen Durchgang wählen und darauf bestehen.
- Zeitliche Desorientiertheit: Veränderung des Tag-Nacht-Aktivitätsmusters ohne Veränderungen im Schlafzyklus und der Schlafdauer.
- Störung von Gewohnheiten und Routineaktivitäten: Probleme bei Spaziergängen oder Unsauberkeit.
- Störung des Gedächtnisses: Wiederholte Exploration von Objekten oder Personen; erneutes Erwarten von Futter kurz nach einer Mahlzeit.
- Störung im symbolischen Erkennen: Verlust erwarteter Verhaltensweisen oder Auftreten unerwarteter Verhaltensweisen gegenüber bekannten Personen oder Objekten; kein Wiedererkennen von Personen oder Objekten.
- Störung im Konzept der Objektpermanenz: Fehlendes Interesse an einem Objekt, das aus dem Blickfeld verschwunden ist.
- Störung der Lernfähigkeit und sozialen Kompetenzen: Verlust erlernter Verhaltensweisen, Vergessen von Signalen, reduzierte Motivation und Konzentrationsfähigkeit, Aggression.
Zusätzliche Symptome
Bei Hunden mit Demenz können zusätzliche Symptome auftreten, die das Verhalten und die Orientierung beeinträchtigen. Ein häufiges Anzeichen ist Verwirrung, die sich durch planloses Umhergehen und plötzliches Stehenbleiben zeigt, als hätte der Hund sein Ziel vergessen. Auch ambivalente Verhaltensweisen, wie Knurren beim Gestreicheltwerden, können auftreten. Manche Hunde zeigen infantile Verhaltensweisen, etwa indem sie Dinge erkunden, als wären sie Welpen. Repetitive oder stereotype Verhaltensweisen wie ständiges Umherwandern und Vokalisieren, besonders in der Nacht, sind ebenfalls typisch.
Ein weiteres Symptom ist Stumpfsinnigkeit, die sich in Schwierigkeiten oder einer Verlangsamung der Reaktion auf einfache Signale wie den eigenen Namen oder Kommandos wie „Sitz“ äußert. Auch die Sphinkterfunktion kann gestört sein, was dazu führt, dass der Hund sein Geschäft plötzlich und unkontrolliert verrichtet, unabhängig von Ort und Zeit, was als Enuresis (unwillkürliches Wasserlassen) und/oder Enkopresis (unwillkürlicher Stuhlabgang) bezeichnet wird.
Zusätzlich können Panikattacken und das völlige Fehlen von Spielverhalten auftreten, was auf den fortschreitenden Verlust von Lebensfreude und geistiger Aktivität hinweist.
Spezifizieren des Typs
Bei der Spezifizierung des Typs von Demenz beim Hund können verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Der Beginn der Symptome kann plötzlich oder langsam (progressiv) erfolgen, und die Erkrankung kann früh oder spät im Leben des Hundes auftreten. Oft wird die Demenz von einer affektiven Störung begleitet, wie einer chronischen Depression, einer Angststörung oder einem Hyperzustand. Manchmal steht der Beginn der Demenz in Zusammenhang mit einer spezifischen Erkrankung, einem physischen oder psychischen Trauma, einer Narkose, einer neurologischen oder endokrinen Störung oder dem Verlust einer sozialen Position oder einer regelmäßigen Aktivität, wie der Arbeit als Sport- oder Diensthund.
Wichtig ist, dass die gestörten Verhaltensweisen nicht das Ergebnis einer primär sensorischen Störung wie Taubheit oder Blindheit sind und auch nicht durch eine organische Erkrankung verursacht werden. Dies hilft, die Demenz von anderen möglichen Ursachen für Verhaltensänderungen beim Hund zu unterscheiden.
Ist mein Hund betroffen?
Viele Hunde sind möglicherweise häufiger von Demenz betroffen, als allgemein angenommen wird. Oft neigen Besitzer dazu, die Symptome als normalen Teil des Alterungsprozesses zu betrachten und gehen davon aus, dass diese Anzeichen nicht behandelbar sind. Aus diesem Grund teilen sie ihre Beobachtungen und Bedenken oft nicht mit dem Tierarzt oder der Tierärztin, was dazu führen kann, dass die Erkrankung unentdeckt bleibt.
Was kann man dagegen machen?
Eine Heilung für CCD (kognitive Dysfunktion bei Hunden) ist zwar nicht möglich, aber eine frühzeitige Diagnose und Intervention können die Symptome effektiv managen und die Prognose verbessern. Der Schlüssel zu einer besseren Prognose liegt in der rechtzeitigen Erkennung und Behandlung.
Da viele Erkrankungen ähnliche Symptome wie CCD zeigen können, ist es wichtig, bei der Beurteilung potenzieller Fälle eine Vielzahl von Differentialdiagnosen und Komorbiditäten in Betracht zu ziehen.
Die wirksamste Therapie für CCD besteht nachweislich aus einer Kombination verschiedener Managementansätze, wie zum Beispiel Umweltanpassungen, Ernährungsumstellungen und der Verwendung von Nutrazeutika.
Phytotherapeutische Mittel
Gingko wird häufig zur Behandlung von Hirnleistungs- und Hirndurchblutungsstörungen bei Hunden eingesetzt. Es kann auch bei Demenz, depressiven Verstimmungen, Schwindel und Kopfschmerzen hilfreich sein. Darüber hinaus wird Gingko verwendet, um Durchblutungsstörungen in den Beinen zu verbessern.
Quellen und relevante Links
Schneider B, Ketter D (2016). Verhaltensmedizin bei Hund und Katze. 1. Auflage. Schattauer GmbH.
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Breves G, Diener M, Gäbel G (2022). Physiologie der Haustiere. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme.
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