Blickkontakt und wie er auf die Beziehung zum Vierbeiner wirkt
Augenkontakt hat für Menschen und Hunde eine ganz andere Bedeutung. Minutenlanger Augenkontakt ist bei Menschen in intensiven Gesprächen keine Seltenheit. Hunde hingegen schauen sich nur für wenige Sekunden in die Augen. Längeres intensives Anstarren soll das Machtgefüge klären. Der Hund, der zuerst den Blick abwendet, ordnet sich unter. Das ist auch der Grund, warum Menschen Hunde nicht ewig lang anstarren sollten. Wer mit seinem Hund Zeit verbringt, sollte dennoch immer wieder den Blickkontakt suchen.
Hunde wollen Konflikte vermeiden
Hunde wenden untereinander häufig den Kopf ab und vermeiden den direkten Augenkontakt. Damit versuchen sie Konflikte oder sogar einen Kampf abzuwenden. Viele Vierbeiner fühlen sich eher instinktiv bedroht. Die tiefen Blicke, wie sie unter Menschen üblich sind, entsprechen nicht dem natürlichen Verhalten der Hunde.
Wer das weiß, den wundert es auch nicht, dass viele Hunde lieber weg als ihrem Besitzer in die Augen schauen. Das gilt vor allem dann, wenn ihr Mensch sie ausschimpft. Gerade in dieser Situation zeigt das intensive Wegschauen die Unterwürfigkeit des Hundes. Menschen tendieren dazu, dieses Verhalten dann als Ignoranz zu deuten oder sogar als Schuldbewusstsein. Doch der Hund will damit einfach nur signalisieren, dass er keinen Konflikt sucht. Das Wegschauen dient dazu, Herrchen oder Frauchen zu beschwichtigen. Auch wenn ein Hund die Ohren anlegt, führt das meist zu Missverständnissen, denn dieses Verhalten kann ganz unterschiedlich gedeutet werden.

Blickkontakt kann hilfreich sein
Doch Hunde schauen nicht immer weg. Manchmal stellen sie auch Blickkontakt her. Im Zusammenleben mit den Menschen haben sie gelernt, dass der Blickkontakt hilfreich ist. Sie können damit ihren Willen bekommen, wenn sie beispielsweise Futter wollen oder Aufmerksamkeit. Dabei achten sie sehr darauf, wohin sie schauen. Einer Studie zufolge können Hunde die Augenbewegungen der Menschen verfolgen. Sie sind dadurch dazu in der Lage, die Absichten einer Person zu erkennen. Das macht sich die tiergestützte Therapie teilweise zunutze, wenn es beispielsweise um die Behandlung von Depressionen geht.
Was bedeutet der Blick aus dem Augenwinkel?
Häufig schauen Hunde ihr Herrchen oder Frauchen eher aus dem Augenwinkel an. Dieser Blick soll sagen: „Lass mich in Ruhe.“ Der Seitenblick ist häufig ein erstes Zeichen für Aggressivität. Viele Vierbeiner setzen den seitlichen Blick auf, um etwas zu beschützen, beispielsweise ein Spielzeug, ihr Futter oder auch einen Menschen.
Gibt es Rassen, die eher zu Blickkontakt neigen?
Manchmal liegt es auch an der Rasse, wenn ein Hund stets den Blick abwendet und Augenkontakt vermeidet. Hunde, die eine lange Schnauze haben, vermeiden eher den Augenkontakt als Rassen mit einem flachen Gesicht. Ein Mops schaut seinem Halter deshalb häufiger in die Augen als ein Schäferhund. Das liegt am Aufbau der Augen und an der Reizverarbeitung. Langschnauzige Hunde sehen eher ein Panoramabild und lassen sich von visuellen Reizen am Rand ihres Sehfeldes leichter ablenken. Es fällt ihnen schwerer sich auf die Mitte ihres Blickfelds zu konzentrieren.
Achtung im Sommer
Hunde wollen mit Menschen kommunizieren. Sie lesen Körpersignale, verstehen Sprachsignale und wollen aus den Augen ihres Menschen lesen können. Im Sommer tragen jedoch viele eine Sonnenbrille, die Letzteres sehr schwer macht. Teilweise sind Sonnenbrillen so stark abgedunkelt oder sie sind verspiegelt, sodass ein Augenkontakt nicht möglich ist. Das Gesicht wirkt anonym und ausdruckslos.

Manche Hunde fühlen sich bedroht
Kinder sollten schon früh lernen, Hunde nicht in die Augen zu starren. Einige Hunde fühlen sich davon bedroht. Das gilt ganz besonders für Tierschutzhunde, die bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben. Zweibeiner sollten achtsam und sehr vorsichtig sein. Manche Hunde ertragen einfach keine Blicke, weder von Menschen noch von Artgenossen. Bei Hunden aus dem Tierheim weiß niemand, welche negativen Erfahrungen sie bereits durchleben mussten.
Wenn Blicke verbinden
Normalerweise ist der Blickkontakt zwischen Hund und einem Menschen sehr wichtig. Ein abgewandtes Gesicht ist für einen Hund genauso irritierend wie für ein kleines Kind. Hingegen lassen die bekannten „Hundeblicke“ viele einfach dahinschmelzen. Im menschlichen Gehirn kann ein Hundeblick neuronale Prozesse auslösen. Das menschliche Gehirn schüttet das Hormon Oxytocin aus, das auch als Kuschel- oder Wohlfühlhormon bekannt ist. Der Blick sorgt für wohlige Gefühle und löst sowohl beim Menschen wie auch beim Tier fürsorgliches Verhalten aus.
Vierbeiner wollen aktive Kommunikation
Hunde haben eine sehr ausgeprägte Kommunikationsbereitschaft. Mit den Blicken tauschen sie auch Informationen mit Menschen aus. Schauen Mensch und Tier sich an, entsteht ein Zughörigkeitsgefühl. Manchmal sind aber auch Hunde bei einem Spaziergang zu beobachten, die sich gar nicht für ihren Menschen interessieren. Sie laufen vorneweg oder spielen irgendwo. Das liegt allerdings meist am Menschen, der seine Aufmerksamkeit woanders hat, und beispielsweise die ganze Zeit auf sein Smartphone starrt. Eigentlich sind Spaziergänge mit dem Vierbeiner dazu da, zu entspannen und den Augenblick zu genießen. Hunde suchen das Zusammengehörigkeitsgefühl nicht nur zuhause, sondern auch beim Gassigehen.

Was bedeutet der Blickkontakt?
Hunde und Menschen können lernen, miteinander zu kommunizieren. Allerdings haben sie sehr verschiedene Ausdrucksformen. Das Verhalten kann manchmal sehr weit auseinanderdriften.
- bei der Begrüßung und ersten Kontaktaufnahme
Wenn Menschen sich gegenseitig begrüßen, gehen sie direkt aufeinander zu und schauen sich dabei auch meistens direkt an. Hunde nähern sich an einen anderen Hund niemals von vorne und sie vermeiden beim Kennenlernen den direkten Blickkontakt. Damit versuchen sie, eine körpersprachliche Bedrohung gar nicht erst entstehen zu lassen.
- im direkten Kontakt
Menschen wenden sich im Gespräch einander zu, schauen sich an mit offenem und klarem Blick. Den Blick abzuwenden bedeutet Desinteresse. Augenkontakt ist für Menschen ein sehr starkes, soziales Signal. Sie empfinden es nicht als unangenehm, anderen in die Augen zu sehen. Manchmal ruft der direkte Blickkontakt auch Unsicherheit oder Ängstlichkeit hervor.
Hunde hingegen fühlen sich bedroht oder in die Schranken gewiesen, wenn Menschen sie direkt anschauen. Unter Hunden in der Gruppe ist permanenter, bedrohlicher Blickkontakt Imponiergehabe und ein Drohsignal.