Ein liebenswerter französischer Bulldoggenwelpe, dem aufgrund der sengenden Sommerhitze unkontrolliert Speichel aus dem Maul tropft. Hundegesundheit 08.05.2025

Epilepsie beim Hund

Epileptische Anfälle bei Hunden können beängstigend sein, doch mit dem richtigen Wissen über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten kannst du deinem Vierbeiner bestmöglich helfen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Hunden und äußert sich klassischerweise durch Krampfanfälle. Allerdings kann das klinische Bild variieren und auch durch Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet sein, die oft als Vorstufe eines epileptischen Anfalls auftreten.

Was passiert bei Epilepsie?

Diese Krankheit entsteht durch ungewöhnliche Aktivitäten in bestimmten Nervenzellen-Netzwerken im Gehirn. Diese Neuronen senden zu viele Signale vom Gehirn in den Körper, was zu den typischen Epilepsie-Symptomen führt. Die Symptome sind vielfältig: Sie reichen von Krampfanfällen und zuckenden Bewegungen bis zu Halluzinationen, vermehrtem Speicheln, Kontrollverlust über Blase und Darm, und kurzen Bewusstseinsaussetzern.

Epilepsie oder Krampfanfall?

Die Unterscheidung zwischen Krampfanfällen und echter Epilepsie ist entscheidend:

Ein Krampfanfall ist ein plötzliches, kurz andauerndes Ereignis, das nicht zwangsläufig epileptisch sein muss. Nicht epileptisch bedeutet, dass keine erhöhte neuronale Aktivität im Gehirn vorliegt und somit keine vermehrte Signalübertragung stattfindet. Zu diesen zählen episodische Veränderungen des Verhaltens, des Bewusstseins, des Muskeltonus, der Haltung und/oder der Bewegungen.

Ein epileptischer Anfall hingegen resultiert aus übermäßiger und synchroner neuronaler Aktivität im Gehirn oder in bestimmten Gehirnbereichen und verursacht vorübergehende klinische Symptome.

Ab wann ist es Epilepsie?

Ein epileptischer Anfall ist zunächst ein einmaliges, vorübergehendes Ereignis, das jedoch wiederkehren kann und verschiedene Ursachen haben kann. Es ist damit eine Gehirnerkrankung, die zu wiederholten Anfällen führt. Für die Diagnose Epilepsie müssen mindestens zwei nicht provozierte Anfälle im Abstand von mehr als 24 Stunden auftreten.

Dieser Abstand ist wichtig, da Anfälle, die in kurzen Abständen auftreten, durch äußere Faktoren verursacht werden können und nicht als Epilepsie gelten. Häufigste Ursachen sind Vergiftungen: Verschiedene Toxine können bei Hunden und Katzen zu Krampfanfällen, Serienanfällen (mehrere Anfälle innerhalb von 24 Stunden) und Status epilepticus (Anfall von mehr als 5 Minuten oder mehrere Anfälle hintereinander ohne Bewusstseinsphase) führen. Diese werden als reaktive Anfälle bezeichnet, da keine zugrunde liegende Gehirnerkrankung vorliegt.

Epilepsie-Vektorsymbol isoliert auf weißem Hintergrund. Depositphotos / Nataly-Nete

Was sind Risikofaktoren?

Die Ursachen sind vielfältig: Es liegen auch genetische Dispositionen vor. Besonders betroffen sind Rassen wie Belgische Schäferhunde, Golden Retriever, Boxer, Basset, Border Terrier, Border Collie, Labrador Retriever und Deutsche Schäferhunde. Auch Mischlinge stellen einen erheblichen Teil der Patienten dar. 

Ist Epilepsie tödlich?

Viele der Hunde können heute gut therapiert werden, erreichen jedoch meist nicht das typische Höchstalter

Laut Studien liegt die Euthanasierate bei 34%. Zusätzlich besteht das Risiko, während eines Anfalls oder kurz danach an pSUDEP (einem plötzlich unerwarteten Tod bei Epilepsie) zu versterben. pSUDEP tritt meist innerhalb einer Stunde nach dem Anfall auf, kann aber auch erst 3-5 Tage später eintreten.

Unterscheidung

Epileptische Anfälle werden nach auslösenden Faktoren (Ätiologie) und Symptomen (Semiologie) klassifiziert. Bei ersterem unterscheidet man reaktive Anfälle, strukturelle Epilepsie (z.B. durch Gehirntumoren) und idiopathische Epilepsie, bei der keine pathologischen Hirnveränderungen oder metabolische Ursachen vorliegen. Genaueres hierzu werden wir folglich erklären:

Idiopathische Epilepsie

Dabei handelt es sich um eine genetische Epilepsie, die durch spezifische Genmutationen (z.B. DIRAS beim Rhodesian Ridgeback) entsteht. 

Bei Hunden im Alter von 6 Monaten bis 6 Jahren spricht man von idiopathischer Epilepsie. Anfälle nach dem 6. Lebensjahr ohne erkennbare Ursache werden als Epilepsie unbekannter Ursache bezeichnet. 

Semiologie

Die semiologische Einteilung umfasst fokale und generalisierte Anfälle sowie fokale Anfälle, die sich zu generalisierten Anfällen entwickeln:

  • Fokale Anfälle zeigen sich durch lokales Zucken eines Körperteils und autonome Symptome (z.B. Speicheln, Erbrechen). 
  • Generalisierte Anfälle betreffen den gesamten Körper und beinhalten tonische (Muskelversteifungen), klonische (Muskelzuckungen) oder tonisch-klonische (gemischte) Krämpfe mit eingeschränktem oder fehlendem Bewusstsein.

Phasen im epileptischen Anfallsgeschehen

Epileptische Anfälle beginnen oft mit einer vorbotschaftlichen Phase, gekennzeichnet durch Verhaltensänderungen wie Ängstlichkeit, Anhänglichkeit und Unruhe. 

In der eigentlichen Anfallsphase treten häufig autonome Symptome auf, wie Speicheln, Erbrechen, erweiterte Pupillen und Verlust von Urin oder Kot. Typische Anzeichen sind für einen epileptischen Anfall sind außerdem erhöhte Muskelaktivität, Streckkrämpfe, Ruderbewegungen und verändertes Bewusstsein. Anfälle dauern meist 1-2 Minuten bis weniger als 5 Minuten. 

Nach dem Anfall zeigen Hunde oft Veränderungen wie Orientierungslosigkeit, Drangwandern, Blindheit, schwankenden Gang, Vokalisation, Hunger, Durst, Urin-/Kotabsatz, Müdigkeit und Aggression. Diese Phase ist ein wichtiges Merkmal epileptischer Anfälle.

Der Besitzer massiert den Kopf des Tieres mit der Hand. Der weiße Hund ist krank und schläft auf dem Boden. Depositphotos / kittima05

Erkenne ich einen epileptischen Anfall immer?

Typische Fälle sind für die meisten Menschen erkennbar. Schwieriger ist zum Beispiel der nicht-konvulsive Status epilepticus, bei dem das Tier Bewusstseins- oder Verhaltensstörungen zeigt, sich jedoch weiterhin bewegen kann, beispielsweise durch ständiges Umherwandern.

Eine sichere Feststellung, ob ein Anfall epileptisch ist, kann nur mittels Elektroenzephalografie (EEG) erfolgen. Das EEG misst die elektrischen Aktivitäten im Gehirn und kann epilepsietypische Potenziale identifizieren, die auf einen epileptischen Anfall hinweisen und somit die Diagnose bestätigen.

Wie kann ich meinem Hund helfen?

Neben Medikamenten haben sich weitere unterstützende Behandlungsverfahren etabliert. In der Praxis werden verschiedene Ernährungsansätze versucht, obwohl nur wenige durch entsprechende klinische Studien abgesichert sind. Hypoallergene Diäten, rohe Fütterung und andere Varianten können bei Futtermittelallergien oder veränderter mikrobieller Kolonisation des Verdauungstraktes unterstützend wirken. Gelegentlich wird auch Cannabidiol aus Hanf verwendet, wobei diesbezüglich noch nicht ausreichend Erfahrungen vorliegen.

Zunehmend werden Hunde mit Epilepsie mit ketogenen Diäten bzw. mittelkettigen Triglyceriden (MCTs) behandelt. Diese Diäten können in manchen Fällen zu vollständiger Anfallsfreiheit führen oder zumindest die Anfallshäufigkeit reduzieren. Es wird vermutet, dass ketogene Diäten eine verbesserte Energieversorgung von Hirnarealen ermöglichen, die mit Glukose unterversorgt sind. Freie mittelkettige Fettsäuren sowie die Ketonkörper Azetoazetat und β-Hydroxybutyrat können vom zentralen Nervensystem als Energielieferanten genutzt werden.

Geprüfte Dosierungen für MCTs im Futter liegen zwischen 5 und 15 %. Öle mit MCTs können zusätzlich zu üblichen Futtermitteln gegeben werden; die Dosierung von 0,27 ml/kg Körpergewicht wurde bei Hunden erfolgreich geprüft.

Was kann ich während einem Anfall machen?

  • Bewahre Ruhe: Panik ist nicht hilfreich, um handlungsfähig zu bleiben und rationale Entscheidungen zu treffen.
  • Sicherheit gewährleisten: Entferne gefährliche Gegenstände und blockiere riskante Bereiche wie Treppen.
  • Keine Medikamente oder Fixierung: Gib keine oralen Medikamente und halte den Hund nicht fest, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Tierarzt kontaktieren: Bei erstem Anfall, langem Anfall (über 5 Minuten) oder mehreren Anfällen sofort den Tierarzt rufen.
  • Anfall dokumentieren: Notiere die Dauer und besondere Details oder nimm ein Video auf.
  • Erholung ermöglichen: Gib deinem Hund nach dem Anfall ausreichend Zeit zur Regeneration.
  • Notfallmedikamente: Wenn darüber bereits bekannt ist, befolge die Anweisungen des Tierarztes genau; alle Familienmitglieder sollten den Plan kennen.

Fazit zu Epilepsie beim Hund

Epilepsie und Anfälle sind bei Hunden relativ selten, mit einer Prävalenz von etwa 0,6–0,75%. Dennoch sind epileptische Anfälle für Tierbesitzer äußerst beunruhigend. Daher ist es wichtig, die Symptomatik detailreich zu erfassen und mit einem Tierarzt zu besprechen. Dies ermöglicht die Einleitung passender diagnostischer Maßnahmen, die zu einer effektiven Therapie führen.

Quellen und relevante Links

Dörfelt S (2024). Epilepsie bei Hund und Katze – Definition, Klassifikation und Terminologie. team.konkret.

Dörfelt S (2024). Epilepsie beim Hund – Assistenz in Diagnostik und Management. team.konkret.

Zentek J (2022). Ernährung des Hundes. 9., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme.

Dietzel J (2023). Therapie epileptischer Anfälle bei Hund und Katze. kleintier konkret.

Bannerbild: Depositphotos / praditkhorn.gmail.com
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