Was ist Sertralin?
Sertralin, ein bekanntes Antidepressivum aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), wird nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden zur Behandlung von Verhaltensproblemen eingesetzt. Er wird unter anderem als stärkster SSRI genannt. Doch wie funktioniert Sertralin bei Hunden genau, und was sollten Tierhalter über die Anwendung wissen? In diesem Beitrag beleuchten wir die Wirkweise, Einsatzgebiete und wichtigen Hinweise zur sicheren Verwendung von Sertralin bei Hunden.
Handelsnamen
Falls dir Sertralin nicht bekannt ist, sagen dir vielleicht andere Worte etwas: Sertralin ist nämlich unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich, darunter Gladem®, Zoloft® und diverse Generika.
Wie wirkt Sertralin?
Sertralin wirkt als selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), indem es die Wiederaufnahme von Serotonin in die präsynaptischen Nervenzellen blockiert. Dies bedeutet, dass mehr Serotonin im synaptischen Spalt – dem Raum zwischen den Nervenzellen – verfügbar bleibt, was die Signalübertragung zwischen den Neuronen verbessert und zu einer Erhöhung des Serotoninspiegels führt. Da Serotonin für die Stimmung, Angstbewältigung und emotionale Stabilität eine zentrale Rolle spielt, hilft Sertralin dabei, Symptome von Depressionen, Angststörungen und Zwangsstörungen zu lindern. Durch die spezifische Wirkung auf Serotonin bleibt die Wirkung auf andere Neurotransmitter minimal, was die Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen Antidepressiva verringert.
Was macht Sertralin besonders?
Hunde, die unter Angst, Aggression oder Zwangsstörungen leiden, können von Sertralin profitieren, da es den Serotoninspiegel im Gehirn reguliert und so für mehr Stabilität und Ausgeglichenheit sorgt. Im Gegensatz zu ähnlichen SSRIs wie Fluoxetin oder Fluvoxamin unterscheidet sich das Wirkspektrum von Sertralin deutlich. Es zeigt eine starke angstlösende Wirkung, fördert die Exploration und ist bei Hunden bekannt dafür, nur wenige Nebenwirkungen zu haben. Eine häufige Beobachtung ist sogar eine Appetitzunahme, was bei bestimmten Hunden vorteilhaft sein kann.
Von Tryptophan zu Serotonin
Serotonin wird im Körper aus der Aminosäure Tryptophan gebildet, die natürlicherweise in der Nahrung von uns Lebewesen vorkommt. Der Umbau zu Serotonin findet in verschiedenen Zelltypen statt, doch für das Wohlbefinden von Mensch und Hund sind vor allem Darm und Gehirn als Produktionsstätten von Bedeutung. Wird es im Darm produziert, gelangt es direkt in den Blutkreislauf, kann jedoch die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und somit nicht ins Gehirn gelangen. Damit Tryptophan diese Barriere überwindet, muss es an spezielle Transportmoleküle gebunden sein – ein entscheidender Punkt, da Tryptophan an diesen Transportern mit anderen Stoffen um einen konkurriert. Das bedeutet: Nicht nur bei Tryptophanmangel in der Nahrung, sondern auch bei starker Konkurrenz an den Transportern, kann zu wenig Tryptophan ins Gehirn gelangen, was möglicherweise einen Serotoninmangel beim Hund verursacht.
Hat Tryptophan die Blut-Hirn-Schranke überwunden, wird es in speziellen Zellen (den Raphe-Kernen) über eine Zwischenstufe zu Serotonin umgebaut. Dort wirkt es als Neurotransmitter im gesamten Gehirn. Häufig wird Serotonin auch als Neuromodulator bezeichnet, da es viele Gehirnbereiche gleichzeitig beeinflusst und somit die Gesamtstimmung verändern kann.
Dosis und Anwendung von Sertralin
Es sollten keine Angaben zur Dosierung von Sertralin über das Internet gemacht werden, da nur ein Tierarzt oder ein spezialisierter Verhaltensmediziner die richtige Menge individuell für jeden Hund festlegen kann. Die Dosierung muss sorgfältig auf die spezifischen Bedürfnisse und den Gesundheitszustand des Tieres abgestimmt werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die beste Wirkung zu erzielen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind zu beachten.
Nebenwirkungen von Sertralin
Zu den möglichen Nebenwirkungen von Sertralin gehören Schlaflosigkeit und Unruhe, die paradoxerweise auch mit Müdigkeit einhergehen können. Auch Übelkeit und gelegentlich Blutungen sind möglich, sowie Tremor (Muskelzittern) und Mundtrockenheit. In seltenen Fällen kann es zu einem Serotonin-Syndrom kommen, einer schwerwiegenden Reaktion, die umgehend tierärztlich behandelt werden muss.
Angst vor dem Serotonin-Syndrom?
Das Serotonin-Syndrom ist eine Erkrankung, die auftreten kann, wenn ein Hund einen zu hohen Serotoninspiegel im Körper hat. Serotonin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der unter anderem die Stimmung, den Schlaf, den Appetit und die Körpertemperatur reguliert. Ein zu hoher Serotoninspiegel kann jedoch eine Reihe von gesundheitlichen Problemen und Symptomen verursachen:
- Unruhe
- Muskelzittern
- Fieber
- Durchfall
- Erbrechen
- erhöhte Herzfrequenz
- erhöhter Blutdruck
In schwereren Fällen können Krämpfe, Koma und in extremen Fällen sogar der Tod auftreten.
Ein Serotonin-Syndrom kann sich entwickeln, wenn ein Hund bestimmte Medikamente einnimmt, die den Serotoninspiegel erhöhen - darunter eben auch Sertralin, insbesondere bei falscher oder Überdosierung dieser Medikamente.
Die Behandlung des Serotonin-Syndroms erfolgt normalerweise durch das Absetzen der auslösenden Medikamente. In einigen Fällen verabreicht der Tierarzt weitere Mittel, um den Serotoninspiegel zu senken. Eine rasche tierärztliche Behandlung ist entscheidend, um ernsthafte Komplikationen zu verhindern.
Fazit zu Sertralin bei Hunden
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sertralin bei Hunden mit Verhaltensproblemen wie Angst und Aggression eine unterstützende Wirkung haben kann, wenn es gezielt und unter tierärztlicher Aufsicht eingesetzt wird. Wie bei jeder medikamentösen Behandlung ist eine fachgerechte Dosierung entscheidend, um Nebenwirkungen zu minimieren und die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Die enge Zusammenarbeit mit einem Tierarzt oder Verhaltensmediziner ist daher unerlässlich, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes sicherzustellen.
Quellen und relevante Links
Schroll S, Dehasse J (2016). Verhaltensmedizin beim Hund. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke Verlag.
Gebrauchsinformation Zoloft (patienteninfo-service.de)
Abgerufen am 09.11.2024
Arznei Telegramm
Abgerufen am 09.11.2024