Was ist Selegilin?
Selegilin ist ein MAO-Hemmer (Monoaminoxidase-Hemmer), der häufig in der Tiermedizin verwendet wird, um Verhaltensprobleme und kognitive Störungen bei Hunden zu behandeln. Als Medikament unterstützt es vor allem Hunde mit Trennungsangst, Angststörungen und dem kognitiven Dysfunktionssyndrom. In der Tierverhaltensmedizin spielt Selegilin eine wichtige Rolle und ist als Selgian® zur Behandlung von „Verhaltensstörungen emotionalen Ursprungs“ beim Hund zugelassen. In diesem Beitrag beleuchten wir die Wirkweise, Anwendungsgebiete, möglichen Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen von Selegilin bei Hunden.
Was macht Selegilin?
MAO-Hemmer blockieren die Monoaminoxidase (MAO), wodurch biogene Amine wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Histamin langsamer abgebaut werden und länger verfügbar bleiben. Diese Effekte führen so zu einem Anstieg dieser Amine. Selegilin ist ein und wird bei Hunden mit Caninem Cushingsyndrom, kognitiven Störungen und Verhaltensproblemen eingesetzt.
Effekte auf Neurotransmitter
Selegilin erhöht die Dopaminsynthese und die Freisetzung im Gehirn und kann so Verhalten und Stimmung positiv beeinflussen. Seine Metaboliten, Amphetamin und Metamphetamin, fördern zudem die Freisetzung von Noradrenalin und Dopamin, was ebenfalls die Aktivität und Stimmung des Hundes steigern kann.
Neuroprotektive Wirkung
Unabhängig von der MAO-Hemmung wirkt Selegilin neuroprotektiv, da es Enzyme wie Superoxiddismutase aktiviert, die freie Radikale binden und so neuronale Schäden reduzieren. Dadurch kann Selegilin bei neurodegenerativen Erkrankungen helfen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die kognitiven Fähigkeiten des Hundes zu unterstützen.
Einsatz bei Caninem Cushingsyndrom
Ältere Hunde haben oft einen Dopaminmangel, was zu einem Anstieg des Hormons ACTH führt und das Risiko für das Canine Cushingsyndrom erhöht. Selegilin steigert die Dopaminproduktion und kann so die übermäßige ACTH-Ausschüttung bremsen, jedoch reagieren nur etwa 20 % der Hunde positiv auf diese Behandlung.
Regulation von Wachstumshormonen
Selegilin reguliert auch überhöhte Wachstumshormonwerte. Dennoch wird es nicht bei Akromegalie eingesetzt, da es hierbei zu keiner erfolgreichen Therapie kommt.
Anwendungsgebiete
Selegilin kann bei Hunden zur Behandlung verschiedener Verhaltensstörungen eingesetzt werden, darunter:
- Trennungsangst
- Aggressionen aus Angst
- Angstzustände bis hin zu Phobien und Panikattacken
- Angstreaktionen, die sich durch Erbrechen, Durchfall, übermäßigen Speichelfluss oder Leckdermatitis äußern
- Stereotype Verhaltensweisen wie Schwanzjagen
- Psychosomatische Symptome wie beschleunigter Herzschlag, nervöses Hecheln und Urinieren
Wann darf Selegilin nicht angewendet werden?
Aufgrund der MAO-Hemmung und der möglichen dopaminergen Wirkung sollte Selegilin nicht bei trächtigen oder laktierenden Hündinnen angewendet werden, da es eine verminderte Prolaktinproduktion hervorrufen könnte.
Wirkt Selegilin sofort?
Ja, aber die klinischen Wirkungen sind aber erst nach einigen Wochen erkennbar. Man sollte von einer Dauer bis zu 3 Monate rechnen, bis die maximale Wirkung erreicht wird
Nebenwirkungen und Toxizität
Nebenwirkungen bei Selegilin sind selten und umfassen Durchfall, Erbrechen, Speichelfluss (Salivation) und Appetitlosigkeit (Anorexie). In einzelnen Fällen kann Rastlosigkeit auftreten. Weitere seltene Effekte umfassen eine verstärkte oder neue Aggression bei manchen Hunden Hunden. Um schnell reagieren zu können und eine effiziente Therapie zu gewährleisten ist daher immer der Rat eines Verhaltensmediziners notwendig.
Wechselwirkungen
Selegilin darf nicht zusammen mit trizyklischen Antidepressiva wie Clomipramin, zentral dämpfenden Medikamenten, Sympathomimetika oder Prolaktinhemmern verabreicht werden, da dies das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen könnte.
Fazit zu Selegilin bei Hunden
MAO-Hemmer wie Selegilin werden in der Tiermedizin vor allem für Verhaltensprobleme und das kognitive Dysfunktionssyndrom eingesetzt. Sie können Verhaltensstörungen und kognitive Einschränkungen lindern, unterstützen aber nur symptomatisch und bedürfen einer begleitenden Verhaltenstherapie. Sowohl Selegilin als auch Clomipramin (das die Wiederaufnahme von Serotonin hemmt) wirken erst nach einer längeren Latenzzeit und dürfen nicht kombiniert werden.
Quellen und relevante Links
Löscher W, Richter A (2016). Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Enke Verlag.
Schneider B, Ketter D (2016). Verhaltensmedizin bei Hund und Katze. 1. Auflage. Schattauer GmbH.
CliniPharm/Clinitox
Abgerufen am 09.11.2024