Anwendung und Einsatzgebiete von Clomipramin
Clomipramin ist ein weit verbreitetes Medikament zur Behandlung verschiedener Verhaltensstörungen bei Hunden, das auf das zentrale Nervensystem wirkt. Es gilt als Antidepressivum, das vorrangig die Wiederaufnahme von Serotonin blockiert und häufig zur Unterstützung von Verhaltenstherapien bei trennungsbedingten Verhaltensproblemen bei Hunden eingesetzt wird. Besonders ist außerdem, dass es sich auch für geriatrische Tiere, also ältere Hunde, eignet, die mit Verhaltensveränderungen zu kämpfen haben.
Angstzustände und Trennungsangst
Hunde, die unter Trennungsangst leiden, können mit Clomipramin gut behandelt werden. Diese Angststörung, bei der Hunde extrem gestresst sind, wenn sie alleine gelassen werden, führt oft zu unerwünschtem Verhalten wie Zerstörung von Gegenständen, übermäßigem Bellen oder Urinieren im Haus. Die Kombination aus Clomipramin und Verhaltenstherapie oder Änderungen der Lebensumstände kann dazu beitragen, diese Probleme zu mindern.
Auch langfristige Angstzustände und panische Reaktionen, etwa auf Gewitter, können mit Clomipramin behandelt werden. In manchen Fällen wird es zusammen mit Alprazolam, einem Beruhigungsmittel, verabreicht, was die Wirkung verstärkt und dem Hund schneller hilft, sich zu beruhigen.
Aggressionsverhalten
Clomipramin wird erfolgreich zur Behandlung von Aggressionsproblemen eingesetzt, insbesondere wenn diese durch Dominanz oder Angst ausgelöst werden. Bei Hunden, die aus Unsicherheit oder Dominanzverhalten aggressiv reagieren, kann das Medikament helfen, das Verhalten zu stabilisieren. Wie immer sollte aber zuerst der Grund des Aggressionsverhalten herausgefunden werden, bevor eine Therapie mit Medikamenten beginnt.
Zwangsstörungen und Stereotypien
Hunde, die unter Zwangsstörungen (Stereotypien) leiden, wie etwa übermäßiges Lecken, Schwanzjagen oder Nägelkauen, können mit Clomipramin therapiert werden. Diese Verhaltensweisen sind oft schwer zu durchbrechen, aber das Medikament kann helfen, den Zwang zu reduzieren und dem Hund ein besseres Wohlbefinden zu verschaffen.
Psychogene Dermatosen
Bei psychogenen Dermatosen, die sich durch Selbstverletzungen, Leckdermatitis oder Juckreiz äußern, hat sich Clomipramin ebenfalls als wirksam erwiesen. Diese Hautprobleme haben oft eine psychische Ursache, und die Behandlung mit Clomipramin kann die Symptome lindern.
Narkolepsie
Ein weiteres Anwendungsgebiet für Clomipramin ist die Behandlung von Narkolepsie, einer seltenen Schlafstörung, bei der Hunde plötzlich in den Schlaf fallen. Hier hilft das Medikament, die Symptome zu lindern.

Eigenschaften von Clomipramin
Clomipramin gehört zu den trizyklischen Antidepressiva (TCA) und wirkt vor allem durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Diese beiden Neurotransmitter spielen eine entscheidende Rolle im zentralen Nervensystem und beeinflussen das Verhalten.
Wie wirkt Clomipramin?
Clomipramin hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und, in höheren Dosen, auch von Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzellen. Dadurch wird die Konzentration dieser Botenstoffe erhöht, was ihre Wirkungsdauer verlängert und langfristig zur Verbesserung des Verhaltens führt. Interessant (und wichtig zu beachten!) ist, dass die antidepressive Wirkung erst nach einigen Tagen bis Wochen auftritt, obwohl die Neurotransmitter-Konzentration schnell ansteigt. Dies liegt an einer Reihe von anpassenden Prozessen im Gehirn, die mit der Zeit dazu führen, dass sich die Rezeptoren verändern und die Stimmung oder das Verhalten stabilisiert wird.
Warum ist Clomipramin bei Verhaltensstörungen so effektiv?
Bei Hunden und anderen Tieren, die unter Verhaltensproblemen leiden, wie zum Beispiel Aggressionen, Ängsten oder Zwangsstörungen, ist oft eine Beeinträchtigung der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin die Ursache. Clomipramin greift in diesen Stoffwechsel ein und verbessert so die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, was das Verhalten normalisieren kann. Besonders Serotoninmangel ist eng mit Aggression verbunden, weshalb Clomipramin bei diesen Problemen oft gute Ergebnisse zeigt.
Anwendung von Clomipramin
Wenn dein Hund bereits Clomipramin verschrieben bekommen hat, so wird der Tierarzt dir in der Regel bereits alle wichtigen Infos zu Dosierung und Gabe mitgeteilt haben. Falls du denkst, Clomipramin könnte deinem Hund helfen, es aber noch mit keinem Verhaltensmediziner abgesprochen wurde, so ist das unbedingt zuvor notwendig. Die empfohlene Dosierung liegt in der Regel bei 2–4 mg/kg pro Tag, verteilt auf zwei Gaben.
Nebenwirkungen und Effekte
Studien berichten von positiven Effekten, insbesondere, wenn Verhaltenstherapie und Clomipramin kombiniert werden. Der Nutzen von Clomipramin allein ist jedoch noch nicht eindeutig belegt.
Clomipramin blockiert auch andere Rezeptoren im Nervensystem, was zu unerwünschten Wirkungen führen kann. Dazu gehören zum Beispiel trockene Schleimhäute, veränderter Appetit oder Herzprobleme. Auch eine mögliche Abhängigkeit ist zu beachten, weswegen die Dosis am Ende der Behandlung langsam reduziert werden sollte.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Clomipramin sollte nicht mit MAO-Hemmern kombiniert werden, und bei einem Wechsel auf eine andere Substanzgruppe ist ein mehrwöchiger Abstand notwendig. Durch seine hohe Bindung an Plasmaproteine kann Clomipramin andere Medikamente verdrängen und ihre Wirkung verstärken, besonders bei Antiarrhythmika, Anticholinergika, Sympathomimetika, Cumarinderivaten und zentral dämpfenden Mitteln. Das ist ein weiterer Grund, warum es unbedingt wichtig ist mit einem Tierarzt während der Therapie in Kontakt zu stehen.
Zusammenfassung und Fazit zu Clomipramin bei Hunden
Clomipramin ist ein wirksames Antidepressivum, das durch die Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalinspiegel im Gehirn das Verhalten von Hunden und Katzen mit Verhaltensstörungen stabilisiert. Obwohl es mehrere Nebenwirkungen haben kann, hilft es besonders bei Aggressionen, Zwangsstörungen und Angstzuständen. Die Behandlung sollte jedoch immer unter tierärztlicher Aufsicht erfolgen, da bei Tieren mit Herzproblemen oder empfindlichen Reaktionen besondere Vorsicht geboten ist.
Quellen und relevante Links
CliniPharm/CliniTox
Abgerufen am 15.10.2024
Barbara Schneider, Daphne Ketter (2016). Verhaltensmedizin bei Hund und Katze. Schattauer.
Löscher W, Richter A (2016). Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Enke Verlag.
Clomicalm
Abgerufen am 09.11.2024